Läuferinnen und Läufer, die ihren Puls beim Sport überwachen und das Training danach steuern, trainieren gesünder und effektiver. So funktioniert das Training nach Herzfrequenz.
Von Martin Grüning und Britta Ost
Läuferinnen und Läufer, die ihren Puls beim Sport überwachen und das Training danach steuern, trainieren gesünder und effektiver. So funktioniert das Training nach Herzfrequenz.
Von Martin Grüning und Britta Ost
Wer effektiv trainieren will, der muss beim Laufen unterschiedliche Trainingsbereiche ansprechen. Mal schnell rennen, mal erholsam joggen, mal lange laufen – je variabler, desto besser. Aber wie bestimmt man den idealen Trainingsbereich? Eine sehr gute Orientierung, wie sehr du dich beim Laufen gerade anstrengst, gibt dir die Herzfrequenz. Wir erklären, wie dein Pulswert zu deuten ist, und stellen fünf unterschiedliche Pulszonen vor, mit denen Läuferinnen und Läufer effektiv trainieren können.
Spricht man von der Herzfrequenz, spielen zwei Pulswerte die entscheidende Rolle: Die Rede ist vom Ruhepuls bzw. der Ruheherzfrequenz und vom Maximalpuls; Letzterer wird häufig auch als HFmax bezeichnet, die Abkürzung steht für maximale Herzfrequenz. Die Herzfrequenz als solche wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Den herzfrequenzstimulierenden Teil dieses Systems nennt man Sympathikus. Eine Sympathikusaktivierung, zum Beispiel durch Anstrengung, führt zur Erhöhung der Herzfrequenz. Der Parasympathikus ist der Gegenspieler des Sympathikus und bewirkt eine Senkung der Herzfrequenz. >>Hier findest du die besten Herzfrequenzsensoren
Als Ruhepuls wird der Herzfrequenzwert bezeichnet, den man im Zustand ohne jegliche körperliche Belastung misst. Der Ruhepuls kann sich bei Menschen gleichen Alters, Geschlechts, gleicher Größe und gleichen Gewichts um bis zu 50 Schläge pro Minute unterscheiden. Der Ruhepuls lässt im Gegensatz zur maximalen Herzfrequenz besser Rückschlüsse bezüglich des Ausdauertrainingszustandes zu, allerdings ist ein niedriger Ruhepuls auch kein sicherer Hinweis für eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit.
Als Faustregel gilt: Je trainierter man ist, desto niedriger ist der Ruhepuls. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, denn bei manchen Weltklasse-Langstreckenläufern sinkt der Ruhepuls nicht unter 50 Schläge pro Minute ab. Für die Mehrheit der sehr gut trainierten Ausdauersportler ist jedoch ein Ruhepuls um 40 Schläge pro Minute nichts Ungewöhnliches. So soll Jan Ullrich zu seiner aktiven Radsport-Karriere einen Ruhepuls von knapp über 30 Schlägen gehabt haben. Bei untrainierten Menschen liegt der Ruhepuls zumeist um die 70 Schläge.
Am besten lässt sich der Ruhepuls morgens direkt nach dem Aufwachen im Liegen messen, mit einem Pulsmesser oder per Hand entweder am Handgelenk auf der Daumenseite oder an der Halsschlagader neben dem Kehlkopf (bei schwachem Puls ist das Pochen hier besser zu tasten): Dazu legst du Zeige-, Mittel-, und Ringfinger mit leichtem Druck auf die Haut auf. Der Daumen ist zur Messung ungeeignet, denn er hat einen eigenen spürbaren Pulsschlag, der das Ergebnis verfälschen kann.
Am einfachsten zählst du die Schläge für 15 Sekunden und multiplizieren das Ergebnis mit 4, um auf die Schlagzahl pro Minute zu kommen. Damit Veränderungen festgestellt werden können, solltest du den Ruhepuls mindestens einmal pro Woche messen. Vergleiche die Ergebnisse von Woche zu Woche, und du wirst schon bald feststellen, dass sich mit steigendem Fitness-Level etwas verändert und der Ruhepuls mit der Zeit absinkt. Sollte der Ruhepuls leicht erhöht sein, kann dies die Folge von einem Übertraining, einem aufkommenden Infekt oder von zu wenig Trinken sein.
Die maximale Herzfrequenz (HFmax) oder der Maximalpuls ist die Anzahl der Herzschläge pro Minute, die ein Mensch unter größtmöglicher körperlicher Belastung erreichen kann. Die HFmax ist extrem individuell und kein Parameter für die aktuelle Fitness. Zwei gleich leistungsfähige Menschen können ganz unterschiedliche maximale Herzfrequenzen haben und daher auch bei gleichem Tempo unterschiedliche Belastungsherzfrequenzen. Trainierbar ist der Maximalpuls quasi nicht. Mit zunehmenden Alter sinkt deine maximale Herzfrequenz, ganz grob um einen Schlag/Minute pro Lebensjahr. Um deine maximale Herzfrequenz zu ermitteln, gibt es drei unterschiedlich genaue Methoden, die wir hier erklären: So bestimmst du deine maximale Herzfrequenz HFmax
Da häufig gefragt wird, wie lange man höchstens mit Maximalpuls trainieren sollte, nutzen wir die Gelegenheit, um klarzustellen, dass man im Maximalpulsbereich definitiv keine längeren Trainingsbelastungen durchführen kann. Du kannst deinen Maximalpuls nur sehr kurzzeitig erreichen, etwa beim Zieleinlauf eines 800-Meter-Rennens oder wenn du auf der Zielgeraden eines 5-km-Laufs noch mal alles aus dir herausholst, um es unter deine bisherige Bestmarke zu schaffen. Falls du deinen Puls mit einer Laufuhr aufzeichnest, schaue dir die entsprechenden Herzfrequenzkurven in der Aufzeichnung einmal an.
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In unseren Trainingsplänen ist der Puls derjenige Gradmesser, nach dem sich die Trainingsintensität bestimmt. Es ist immer von einem bestimmten Prozentwert der maximalen Herzfrequenz die Rede, zum Beispiel 60 Minuten mit 70 bis 75 Prozent der HFmax. Das bedeutet, dein Puls sollte sich während deiner 60 Minuten andauernden Jogging-Einheit im Bereich zwischen 70 bis 75 Prozent deiner maximalen Herzfrequenz bewegen. Falls du auf einer profilierten Strecke oder bei Wind läufst, kann das bedeuten, dass dein Tempo nicht konstant ist, weil du bergauf oder gegen den Wind langsamer laufen musst, um im gewünschten Herzfrequenzbereich zu bleiben. Genau das ist aber der Vorteil am pulsorientierten Lauftraining: Denn so ist die Belastung während des Trainings konstant, die sich eben an der Herzfrequenz ablesen lässt und nicht am Tempo. Durch das Training nach Herzfrequenzvorgaben läufst du also immer genau im vorgegebenen Belastungsbereich, eben abhängig von den äußeren Bedingungen, aber auch von deiner Tagesform. So vermeidest du einerseits Überforderung oder gar ein Übertraining, forderst dich andererseits aber auch immer ausreichend, um Leistungsfortschritte erzielen zu können.
Anhand deines Maximalpulses kannst du die fünf wichtigsten Pulsbereiche berechnen, die für ein sinnvolles Training wichtig sind. Diese Trainingsbereiche finden sich auch in unseren Trainingsplänen für alle Läuferziele vom 5-km-Lauf bis zum Marathon wieder.
Deine individuellen Pulsbereiche kannst du mit unserem Herzfrequenzrechner ganz einfach berechnen lassen: Hier geht’s zum Herzfrequenzrechner.
Mit zunehmender Fitness wirst du feststellen, dass du dich nach Belastungen schneller erholst. Je schneller sich die Erholung nach einer Belastung einstellt, desto fitter bist du. Dieser Fortschritt lässt sich einfach messen: Wärme dich gut auf und laufe zwei Minuten in vollem Tempo. Danach stoppst du und misst deinen Puls. Sobald die Herzfrequenz um einen Schlag gesunken ist, beginnst du, die Zeit zu stoppen, und notierst dir den Wert, der sich nach einer Minute ergibt. Ein Wert von 30 Schlägen pro Minute weniger gilt als gut, 40 sind hervorragend. Je mehr Schläge weniger, desto fitter bist du.
Aktuelle Pulsuhren wie zum Beispiel die Polar Ignite 2 oder die Polar Vantage M2 messen während des Trainings kontinuierlich deine Herzfrequenz. Das tun sie entweder klassisch und EKG-genau mit einem Brustgurt oder bequem am Handgelenk, was bei guten Uhren inzwischen für die meisten Trainingsbedürfnisse auch ausreichend genau ist. Deine individuellen Herzfrequenzgrenzen lässt sich oft einprogrammieren, sodass du einen Warnton oder ein Vibrationssignal bekommst, wenn du aus der geplanten Zone herauskommst. Bei den meisten Uhren kannst du bei der Pulsanzeige wählen, ob du die Herzfrequenz als Zahl in bpm (beat per minute, Schläge pro Minute) oder in Prozent deiner eingestellten HFmax angezeigt bekommst. Wir testen regelmäßig aktuelle Lauf- und Pulsuhren. Die Ergebnisse und alle wichtigen Details zu den Funktionen der Uhren findest du in diesem Artikel: Aktuelle Puls- und GPS-Uhren im Test
Durch die Möglichkeit der Echtzeit-Anzeige der Herzfrequenz kann man sich als Läufer mit dem Pulswert als Belastungsmaßstab auseinandersetzen und seine Trainingsbelastung genau dosieren. Dazu muss man aber wissen, dass die Herzfrequenz für Außeneinflüsse sehr sensibel ist. Nur wer die Rahmenbedingungen kennt, ist in der Lage, seine Pulsmessungen richtig zu interpretieren.
Frauen haben tendenziell eine etwas höhere maximale Herzfrequenz als Männer. Die daraus berechneten Trainingsbereiche für die unterschiedlichen Dauerläufe werden daher bei Frauen im Schnitt ebenfalls höher liegen als bei Männern (in absoluten Werten, in Prozentwerten der HFmax gelten die gleichen Grenzwerte). Allerdings stoßen Faustregeln zur Herzfrequenz schnell an ihre Grenzen, zu groß sind die individuellen Abweichungen. Im Grunde sollten ernsthafte Läuferinnen (gilt auch für Läufer) sich immer einem individuellen Herzfrequenz- oder Laktattest unterziehen, um ihre Trainingsbereiche zu ermitteln.
Bei hohen Temperaturen im Sommer oder bei Eiseskälte im Winter kommst du leichter außer Atem und die Beine werden schneller müde? Auch der Puls liegt höher als du bei gleichem Tempo gewohnt bist? Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Die äußeren Bedingungen, seien es Hitze oder Kälte, wirken sich stark auf unser Pulsverhalten aus. Der Körper muss sich den äußeren Begebenheiten anpassen: das kostet ihn Energie. Je extremer die Temperaturen – das gilt sowohl für Hitze als auch für Kälte – desto mehr Kraft benötigt er, um sich daran zu gewöhnen. Das zeigt sich deutlich auf der Pulsuhr. Daher liegen die Bestzeiten bei Rennen in extrem heißen und extrem kalten Gebieten auch deutlich unter denen, die bei idealen Temperaturen absolviert werden.
Ganz einfach: Laufe langsamer. Sage nicht, dass du das nicht kannst, denn das haben schon viele behauptet, bis wir ihnen (z. B. in unseren Laufseminaren) gezeigt haben, dass es geht. Mache im Sommer bei Hitze ebenso wie im Winter bei Kälte einfach mal langsam. Im Sommer kannst du zudem auf die kühlen Morgenstunden ausweichen. Im Winter sollten routinierte Läufer allgemein das Training runterschrauben und weniger laufen als im Frühjahr, Sommer und Herbst. Profis legen sogar häufig eine Winterpause von mehreren Wochen ein.
Viele Laufeinsteiger mit sportlichem Hintergrund wundern sich, warum ihr Puls beim Joggen viel höher ansteigt als bei anderen Sportarten. Wenn du beim Laufen sofort in einen roten Bereich kommst, außer Atem bist und schnell müde Beine hast, machst du einen typischen Anfängerfehler: Du läufst zu schnell. Die Lösung ist ganz einfach: Laufe langsamer! Und zwar so langsam, dass du innerhalb der Pulsgrenzen des geplanten Trainings bleibst, beim langsamen Lauf beispielsweise also bis maximal 75 Prozent der HFmax. Hierzu kann anfangs ein Herzfrequenzmesser hilfreich sein, der Kontrolle über den Puls gibt. Allerdings solltest du trotz des Pulsmessers nicht das Vertrauen und Gefühl in deinen Körper verlieren. Deswegen einfach den Pulsmesser auch mal zu Hause lassen.
Das richtige Lauftempo kann zum Teil sogar so langsam ausfallen, dass du nicht schneller als beim Walken unterwegs bist. Das ist völlig in Ordnung. Der Unterschied zum Walken sind der höhere Trainingseffekt und Energieverbrauch. Denn beim Laufen hebst du mit jedem Schritt dein gesamtes Körpergewicht in die Luft, während beim Walken immer ein Fuß Bodenkontakt hat und den Körper stützt. Durch den höheren Trainingseffekt entwickelt sich deine Leistungsfähigkeit beim Joggen deutlich schneller als beim Walking oder Nordic Walking. Somit wirst du auch schon nach wenigen Laufwochen ein wesentlich schnelleres Lauftempo anschlagen können, ohne dass der Puls sofort nach oben schnellt.
Habe also Geduld mit dir, es wird sich bezahlt machen. Denn wenn du sanft in den Laufsport einsteigst, wirst du dich schon bald auf deinen ersten Wettkampf vorbereiten können – ohne an Motivationsverlust, Überforderung, Müdigkeit und Verletzungen zu leiden. Denn all dies sind Nebenerscheinungen eines zu rasanten Einstiegs, des häufigsten Fehlers, den Laufanfänger machen.
Solltest du schon Fortgeschrittener sein und dennoch einen stetig hohen Puls haben, zählst du zu den sogenannten Hochpulsern. Hierbei gilt zu beachten, dass du dich bei dem hohen Puls wohlfühlst, dass keine deutliche Steigerung der Atmung zu verspüren ist und dass du längere Distanzen zurücklegen kannst, ohne Schäden davon zu tragen.
Sind Herzfrequenzsprünge bei konstanter Belastung harmlos oder Anzeichen einer Herzrhythmusstörung? Bei Tempoeinheiten sind Veränderungen der Trainingsherzfrequenz normal und erwünscht. Was ist aber, wenn das Herz bei konstanter Belastung – meist zum Ende eines Dauerlaufes – plötzlich um 20 bis 30 Schläge häufiger schlägt?
Für den Herzfrequenzanstieg unter konstanter Belastung und konstanten Außenbedingungen werden unterschiedliche Gründe diskutiert. Eine der entscheidenden Ursachen liegt im Anstieg der Körpertemperatur unter Belastung. Dies führt unter anderem zu einem erhöhten Blutfluss, welcher zur Kühlung des Körpers notwendig ist und der mit einer Herzfrequenzerhöhung einhergeht. Der damit verbundene Herzfrequenzanstieg kann, bezogen auf eine Belastung um ein bis zwei Stunden, bei fünf bis zehn Prozent liegen.
Neben äußeren Faktoren wie Hitze ist unter anderem auch die Erhöhung der Körpertemperatur ein Grund für den Flüssigkeitsverlust unter Belastung (sog. Dehydrierung). Hierdurch bedingt, kann es zu einem Abfall des Schlagvolumens des Herzens kommen. Dies muss durch eine Erhöhung der Herzfrequenz ausgeglichen werden. Eine weitere Begründung für den HF-Anstieg ist die Abnahme der Muskeleffizienz, insbesondere bei längeren Belastungen. Hier findet sich auch eine deutliche Abhängigkeit zur Leistungsfähigkeit. Bei gut Trainierten fällt der Anstieg geringer aus, schlecht Trainierte zeigen einen deutlicheren Anstieg.
Da alle oben aufgeführten Mechanismen von individuellen Voraussetzungen abhängen, kann das Ausmaß des Herzfrequenzanstiegs nicht genau berechnet werde, eine entsprechende allgemeingültige Formel existiert nicht. Eine Linearität des Anstiegs liegt ebenfalls nicht vor. Es kommt vielmehr zu Beginn der Belastung, in der Regel über die ersten fünf bis 15 Minuten, zu einem raschen, fast linearen Anstieg, welcher sich dann aber deutlich abflacht und asymptotisch der maximalen Frequenz am Ende der Belastung annähert. In Abhängigkeit von individuellen Voraussetzungen, Laufvorgaben und äußeren Bedingungen kann die Zunahme der Herzfrequenz bei konstanter Leistung aber bis zu zehn Prozent, in Einzelfällen sogar noch mehr betragen.
Sind die Veränderungen der Herzfrequenz bei konstanter Belastung noch größer (zum Beispiel von 154 Schlägen auf fast 200 Schläge), ist eine Herzfehlfunktion nicht ausgeschlossen. Sportmediziner Andreas Niess sagt: „Ein hoher Pulsanstieg kann die Folge einer Herzrhythmusstörung sein, am ehesten einer vom Vorhof ausgehenden Tachykardie. Diese muss sich bei Herzfrequenzen um 200/min nicht unbedingt in Symptomen äußern und könnte auch erklären, dass man sich trotz des hohen Pulses nicht sonderlich belastet fühlt.“ Beobachtest du solche Pulsveränderungen bei dir, solltest du dich einem Belastungs-EKG auf dem Laufband unterziehen. Dort solltest du dann auch bis zu den entsprechenden Pulswerten belastet werden. „Dabei könnte man zum einen Hinweise auf das Auftreten einer Rhythmusstörung finden und zum anderen aber auch klären, wie hoch die maximale Herzfrequenz in deinem individuellen Falle liegt“, fasst Niess zusammen.
Der Energieverbrauch lässt sich anhand der Herzfrequenz relativ gut vergleichen, denn durch die steigende Herzfrequenz nimmt auch die Sauerstoffaufnahme zu. Diese ist wiederum ein gutes Maß für den Energieumsatz. Als Faustregel gilt: Je höher die Herzfrequenz und je größer die Sauerstoffaufnahme, desto höher der Energieverbrauch. Dabei ist es egal, um welche Sportart es sich handelt. Dieser Regel folgend, kann man gut nachvollziehen, warum man bei subjektiv identischem Anstrengungsgrad für denselben Energieumsatz auf dem Fahrrad deutlich länger trainieren muss als beim Laufen: Die Herzfrequenz und somit der Energieverbrauch liegt beim Radfahren meist deutlich niedriger. Auf dem Rad wird im Vergleich zum Laufen ein geringerer Anteil der gesamten Muskulatur in Anspruch genommen.
Dadurch hast du beim selben Anstrengungsgrad eine geringere Herzfrequenz, nimmst weniger Sauerstoff auf und verbrauchst somit auch weniger Energie. Wichtig zu beachten ist, dass der Vergleich von Herzfrequenz und Energieverbrauch nur bei ein und derselben Person bei niedriger Belastungsintensität funktioniert. Nimmt die Belastung zu, steigt auch die Milchsäurekonzentration im Blut und der Organismus nutzt einen weiteren Stoffwechselweg zur Energieproduktion. Somit steigt der Energieverbrauch bei zunehmender Milchsäurekonzentration im Blut schneller an, als es durch die Herzfrequenz angezeigt wird.
Wie du oben bei den verschiedenen Pulsbereichen gelernt hast, liegt die aerob-anaerobe Schwelle bei etwa 88 Prozent deiner individuellen maximalen Herzfrequenz. Diesen Pulsbereich solltest du beim Marathon nicht überschreiten. Je länger die Wettkampfdistanz, desto langsamer ist die durchschnittliche Laufgeschwindigkeit und desto niedriger die Herzfrequenz. Bei einem 10-Kilometer-Lauf gelangst du naturgemäß dichter an deinen Maximalpuls heran als bei einem Marathon. Das liegt daran, dass sich bei schnellen Laufgeschwindigkeiten mit anaerober Energiebereitstellung (also unter Sauerstoffschuld) im Muskel Milchsäure (Laktat) bildet, die vom Körper nach einiger Zeit nicht mehr abgebaut werden kann. Dann kommt es zur Übersäuerung und die Leistungsfähigkeit nimmt rapide ab.
Die Belastungsintensität, bei der der Abbau von Laktat nicht mehr mit der Neubildung Schritt halten kann, bezeichnet man als aerob-anaerobe Schwelle oder Laktatschwelle. Sehr gut trainierte Läufer sind in der Lage, dicht an dieser Schwelle zu laufen und diese maximale Dauerbelastung einen ganzen Marathon lang durchzuhalten. Die aerob-anaerobe Schwelle lässt sich zwar nur im sportmedizinischen Labor einigermaßen exakt ermitteln, über den Daumen gepeilt, liegt sie aber bei etwa 88 Prozent der individuellen maximalen Herzfrequenz.